"Wir sind die Stimme der Branche!" Ein Interview mit PFI Vorstand Michael Tackenberg

Ende letzten Jahres wurden Sie einstimmig als Vorstandsvorsitzender des PFI wiedergewählt. Sie haben das Amt, das Sie seit 2017 bekleiden, nun für weitere drei Jahre inne. Was sind Ihre Pläne?
 
Michael Tackenberg:
Wir müssen das PFI noch bekannter machen. Und zwar in den Bereichen, in denen das PFI derzeit noch nicht oder zumindest nicht in dem Maße bekannt ist. Aktuell wird das PFI in der Regel mit Schadstoffen, physikalischen Prüfungen und Zertifizierungen in Verbindung gebracht. Dafür ist das PFI bekannt und hat sich einen hervorragenden Namen erworben. Wir können aber viel mehr. Ich denke da an die technische Forschung, an die Biotechnologie und nicht zuletzt an das International Shoe Competence Center ISC. Mir persönlich liegt sehr viel daran, die Kernkompetenzen dieses Instituts stärker nach außen zu tragen. Für PFI und ISC wünsche ich mir, dass wir die Stimme der Branche sind. Gewissermaßen das Sprachrohr bei allen Themen rund um den Schuh. Darüber hinaus werde ich mich für eine stärkere Vernetzung der PFI Standorte Pirmasens, Hongkong, China einsetzen. Hier geht es darum noch mehr Synergien zu finden und zu nutzen.
 
Welches Projekt brennt Ihnen besonders unter den Nägeln?
 
Michael Tackenberg:
Wir müssen intensiv daran arbeiten, eine bessere Verbindung zwischen Industrie und Handel herzustellen. Das PFI hat eine neutrale Funktion und das sollten wir nutzen. Ich denke da zum Beispiel an Themen wie Nachhaltigkeit. Das PFI ist perfekt dafür geeignet, eine Brücke zwischen Industrie und Handel zu schlagen. Über diese Zusammenarbeit haben wir in der Vergangenheit schon oft diskutiert, auch mit den jeweiligen Branchenverbänden. Aber, was ganz wichtig ist: wir sollten nicht nur reden, sondern machen! Wir müssen Schnittmengen suchen und finden. Brisante Themen gibt es genug; z.B. das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Nachhaltigkeit im Allgemeinen oder der Green Deal. Diese Themen gehen beide an: Industrie und Handel. PFI und ISC können hier in einer neutralen Funktion auftreten und die Stimme erheben.
 
Das PFI beschäftigt sich gleich auf mehreren Gebieten mit dem Thema Nachhaltigkeit. Unter anderem verleiht das PFI das Eco Label. Um was genau handelt es sich bei diesem Siegel? Und was müssen Unternehmen tun, um das Eco Label zu erwerben?
 
Michael Tackenberg:
Das stark nachgefragte Eco Label beinhaltet neben vielen anderen Kriterien eine ganz wichtige Botschaft: besser zu werden. Und daran glauben wir nicht nur. Wir unterziehen Unternehmen umfassenden, strengen Audits, bevor sie mit dem Eco Label zertifiziert werden. Die Tür steht für alle offen. Jeder, der den Weg zu Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und dokumentierter Sorgfaltspflicht beschreiten will, kann hier einsteigen. Die Bedingungen sind für alle gleich: Die Unternehmen müssen nachhaltig auf umwelt- und gesundheitsbewusste Materialien und Herstellungsprozesse achten. Die Lieferkette muss transparent und nachverfolgbar sein. Unsere PFI Auditoren überprüfen außerdem Energiesparmaßnahmen, die Einhaltung von Umwelt-Standards, Arbeitsschutzvorgaben und Sozialstandards. Neben der Prüfung unterstützen wir Unternehmen dabei, Lösungen zu finden in Fragen zu Umwelt, Energie und Recyling. Desweiteren besteht die Möglichkeit, bei Materialien, z.B. bei Leder, Kunststoffen und Prozesswerkstoffen basierend auf dem Eco Label und den Überprüfungen von spezifischen Qualitätskriterien ein Eco Material Label zu erhalten.
 
Nachhaltigkeit – das heißt beim PFI auch alternative Energiegewinnung. Dem Energiepark mit der Biogasanlage in Pirmasens-Winzeln kann zurecht eine Vorreiterrolle zugesprochen werden. Worum geht es hier genau? Und was kann der Energiepark für die Branche (und darüber hinaus) leisten?
 
Michael Tackenberg:
Der Energiepark ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen PFI, der Stadt Pirmasens und den Stadtwerken Pirmasens. Und kann mit Recht als Erfolgsstory bezeichnet werden. Oder wie Sie sagen: wir sind Vorreiter. Bereits 2013 wurde die Biogasanlage eingeweiht; 2015 folgte die biotechnische Methanisierung und seit 2016 speist die Anlage Energie ins Netz der Stadtwerke ein. Was der Energiepark für die Branche leisten kann? Einfach ausgedrückt: Wir in Pirmasens können grüne Energie liefern und diese kann von überall aus bestellt werden. Diese Vorteile sollten Hersteller und Händler nutzen. Auch in diesem Zusammenhang gilt erneut: Wir beim PFI sind Brückenbauer zwischen Industrie und Handel. Diesen Vorteil müssen wir zum einen selbst mehr herausstellen und nutzen. Aber auch die Branche. Sie hat ein eigenes Institut. Wo gibt es das? Das sollte jeder erkennen und davon profitieren. In Zukunft mehr denn je.

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